Kolumne für Netzwerk Südbaden, Ausgabe April 2025 unter dem Titel „IT-Strategie auf dem Prüfstand“
Globale Spannungen, neue Regulierungen und alte Unsicherheiten verändern den Blick auf die digitale Infrastruktur. Warum mittelständische Unternehmen ihre Cloudstrategie gerade jetzt überdenken sollten.
Verlängern wir auch in diesem Jahr unseren Cloud-Vertrag? Vor dieser Frage stand Martin Meier, Geschäftsführer eines familiengeführten Mittelständlers im Schwarzwald. Eigentlich eine harmlose Rückfrage der IT mit angehängtem Vertragsentwurf. Doch dieses Mal ließ sie ihn zögern. Sollte man wirklich verlängern? In den vergangenen Jahren war das keine Frage: Die Cloud lief stabil, der US-Dienstleister war verlässlich, man war insgesamt zufrieden – lediglich besonders sensible Daten blieben vorsichtshalber auf eigenen Servern. Der CLOUD Act war ein latentes Thema, aber nie wirklich präsent. Doch dieses Jahr ist vieles anders. Geopolitische Spannungen, neue Zölle, Partnerschaften, deren Verlässlichkeit plötzlich infrage steht. Regulatorische Richtungswechsel. Und zuletzt die Warnung, dass selbst Ländern wie Kanada der Zugriff auf US-Clouddienste verweigert werden könnte. Könnte das auch uns treffen?
Diese Sorge treibt nicht nur Martin Meier um. Immer mehr Unternehmen überdenken ihre IT-Strategie. Wie stabil sind die digitalen Grundlagen des eigenen Betriebs wirklich? Und halten frühere Entscheidungen unter aktuellen Vorzeichen noch stand? Dabei zeigt sich: Die Wahl des Cloudanbieters kann im Ernstfall über Handlungsspielraum oder Stillstand entscheiden. Erste EU-Mitgliedsstaaten haben durchgespielt, wie abhängig kritische Systeme von ausländischer Technologie sind – insbesondere amerikanischer. Was wäre, wenn zentrale Dienste plötzlich nicht mehr zur Verfügung stünden? Welche Alternativen – oder zumindest Absicherungen – gibt es?
Man kann das Risiko eingehen. Viele Unternehmen werden auch weiterhin mit internationalen Cloudanbietern arbeiten – aus Gewohnheit, technischer Vertrautheit oder weil bestehende Systeme darauf basieren. Doch wer sich dafür entscheidet, sollte ein Szenario durchdenken: Was passiert im Ernstfall? Wie schnell erkennt man Einschränkungen? Wer ist erreichbar, wenn geopolitische Entwicklungen konkrete Auswirkungen haben? Gerade für mittelständische Unternehmen lohnt sich indes der Blick auf Alternativen: Cloudlösungen, die bewusst in Deutschland entwickelt, betrieben und rechtlich verankert sind. Wer frühzeitig umsteuert, macht sich unabhängiger – und muss im Krisenfall nicht improvisieren, sondern kann handeln.
Cloudanbieter mit Sitz in Deutschland, die nach europäischem Datenschutzrecht arbeiten, ihre Rechenzentren vor Ort betreiben und nicht der Zugriffshoheit Dritter unterliegen, schaffen einen Puffer – rechtlich, operativ und vertrauensbasiert. Die Nähe zum Anbieter bedeutet nicht nur schnellere Reaktionszeiten, sondern auch ein besseres Verständnis für branchenspezifische Anforderungen – etwa in Industrie, Gesundheitswesen oder Bildung. Kenntnisse über Vorgaben wie NIS-2 oder DORA kommen als Vorteil hinzu. „Made in Germany“ steht im Cloudumfeld für höchste Qualitätsstandards, verbunden mit einem besonderen Fokus auf Sicherheit und Datenschutz. Gerade in Zeiten wachsender Anforderungen, zunehmender Cyberbedrohungen und politischer Unsicherheiten bieten deutsche Cloudlösungen klare Vorteile.
Der Autor
Tobias Leinweber ist Vorstand für Vertrieb, Marketing und Entwicklung der Continum AG. Neben eignen Cloud-Lösungen made in Germany ist der Freiburger Clouddienstleister Azure, AWS- sowie IONOS Partner und unterstützt Unternehmen auf dem sicheren Weg in die Cloud.